Krankheit oder moderne Frauen
Elfriede Jelinek
Sophiensaele, Premiere 07.03.2003
Regie Kranz/Nordalm
Bühne: Sabina Nordalm. Kostüme: Bettina Latscha.
Mit: Meriam Abbas, Björn-Ole Blunck, Anna Stieblich, Kim Walterskirchen.
- Pressestimmen
- "Sie wollen saugen, nicht säugen. Sie wollen begehren, nicht gebähren. Sie sind lüsterne Vampirinnen... Ein lustvoller und böser Jelinek-Theaterabend, voller szenischer Fantasie und kluger Ironie. Unbekümmert machen sich die Regisseurinnen über die Textmontage her...Anna Stieblich ist wunderbar komisch als Glucke und Gebärmaschine ... und Meriam Abbas spielt ihre lesbische Krankenschwester Emily als grazile Viper, hinreißend aufsässig und köstlich überspannt. Sabina Nordalm hat den Festsaal in eine Kathedrale verwandelt: Geschlechterjagd zwischen Kirchenbänken...Am Ende drehen die Männer den beiden Frauen mit lautem Knacken den Hals um. Natürlich ist die Dumpfheit und Brutalität, mit der Jelinek die herrschende Geschlechterordnung zeichnet, zum Gruseln. Die Inszenierung aber verzichtet auf verbissene oder verblasene Patriarchatskritik. Stattdessen Polemik und Witz."
- Tagesspiegel, 9.März 03
- "... richten Kranz/Nordalm ...Jelineks Männer mordendes Drama ...als Tanz auf Kirchenbänken an...Die mit hoher Intensität spielende Meriam Abbas liefert eine Art Trash-Vampir. Aber gerade dieser Tick zu viel lässt die Figur transparent erscheinen. Gewissermaßen ein Geistergestalt, die aus weiter Ferne von einem Leben kündet, das nicht geprägt ist von der immer währenden Produktion von Stammhaltern...Doch lassen Kranz/Nordalm als Verweis auf das noch immer siegreiche Patriarchat die untoten Männern den Frauen den Hals umdrehen. Gespenstisch flimmert ‚tomorrow' über das an der Rückwand befestigte Laufband. ‚Krankheit oder moderne Frauen' ist ein feministisches Schaustück."
- Neues Deutschland, 12.März 03
- "Für die Frauen...endet jeder Emanzipationsversuch letal. Die beschriebenen Welten der Elfriede Jelinek sind mehrfach übereinander geschichtete Sprachflächen, deren Entzifferung ebenso witzig wie schwierig und widerständig ist. Dialoge oder Argumente wachsen nicht daraus. Vielmehr erscheinen sie wie mehrfach formatierte Disketten, die nicht neu beschrieben werden können, deren Formatierungen sich aber gegenseitig sichtbar und durchsichtig machen...Emily und Carmilla aber bleiben im Stück orientierungslos. Ihr Vampirismus erscheint als subversive Krankheit, die sich doch nur gegen sie selbst kehrt. Die beiden Männer...sind einfach zu gesund."
- Berliner Zeitung, 10.März 03