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Jenke Nordalm
Johannesstr.20
70176 Stuttgart

Erlkönig

von Kai Schubert

Theater Ingolstadt. Uraufführung 04.12.2008

Inszenierung Jenke Nordalm

Bühne und Kostüme Birgit Stoessel

Mit: Norbert Aberle, Susanne Engelhardt, Renate Knollmann, Peter Reisser und Sascha Römisch 

 

Pressestimmen

Dieser Theaterabend ist ein außergewöhnlicher, das merkt man schon daran, dass ihn Herr Ibrahim vom Ingolstädter Kfz-Meisterbetrieb Boxenstopp eröffnen darf.

Theater, zumal regionales, sollte etwas zu sagen haben über die Lebenswelt seiner Besucher. Nun hat das Theater Ingolstadt ein sehr witziges und geistreiches Ergebnis gebracht. Es ist ein Abend, dessen Schau- und Unterhaltungswert groß ist. "Erlkönig" ist so etwas wie eine gespielte Essaysammlung, eine Verkettung kleiner Szenen, die mal komisch bis grotesk (eine hinreißende Rushhour-Choreographie), mal poetisch (ein Besuch auf einem Autofriedhof), dabei oft plakativ und in den besten Momenten doch wieder feinsinnig angelegt sind. Regisseurin Jenke Nordalm hat die Miniaturen in jeder Tonlage und Stilform sehr präzise, einfallsreich und rasant in Szene gesetzt.

Süddeutsche Zeitung 8. Dezember 08 

 

 

Eine überaus witzige, temporeiche, atmosphärisch dichte und sehr präzise gearbeitete Produktion, die nicht nur ein Thema aufgreift, das in Ingolstadt sehr präsent ist - mehr als 30 000 Beschäftigte aus Stadt und Region arbeiten beim Ingostädter Unternehmen Audi -, sonder zeitlich perfekt zur aktuellen Krise der Autoindustrie passt.

Denn Kai Schuberts Stück spiegelt das merkwürdige Verhältnis zwischen Mensch und Auto in all seinen Facetten wider. Nutzen und Gefahr, Freiheitsdrang und Geschwindigkeitsrausch, Allmachtsfantasien und Ersatzreligion, technischer Fortschritt und Vermarktungsstrategien, Energiedebatte und Profilneurosen, Liebe und Tod. Zahlreiche Gespräche mit Fahrzeugentwicklern, Polizisten, Rettungssanitätern und bekennenden Autoliebhabern gingen der Inszenierung voraus, zahllose Statistiken wurden ausgewertet. Autor und Regisseurin haben all die Aspekte (und Klischees) hellsichtig, bisweilen sehr poetisch und mit großer Lust an unterschiedlicher Formensprache - von der Groteske über Comic-Anleihen bis hin zu dokumentarischen Videoeinspielungen, Märchen und Schattenspiel - aufbereitet. Vorsprung durch Technik: Es lohnt sich, genau hinzuhören. Denn gerade in scheinbar Nebensächlichem oder zögerlichen Nachbemerkungen verbirgt sich so mancher hintergründige Verweis.

Birigt Stoessel hat das Autobahn-Verkehrsschild als eine Art riesiges Piktogramm auf die Bühne kopiert: zwei Fahrbahnen, die sich nach oben verjüngen. Sie können einzeln bewegt werden - und bilden treffliches Spielmaterial für das hervorragende Darstellerquintett, das in den hellen Overalls die Flächen in Besitz nimmt, sich zur erfrischend komischen Rushhour-Choreographie findet, von einem rundum bitumierten Planeten und dem Auto der Zukunft träumt. In 80 Minuten mit dem "Erlkönig" zurück in die Zukunft: das ist pures (Fahr-)Vergnügen!

Donaukurier 5. Dezember 08