Eleni
Eine Zuwanderergeschichte von Kai Schubert. Uraufführung
Wuppertaler Bühnen. Premiere 30.04.2010
Inszenierung: Jenke Nordalm
Bühne und Kostüm: Birgit Stoessel
Mit: Holger Kraft, Maresa Lühle, Chris Nonnast, Hans Richter, Marco Wohlwend, Ingoborg Wolff, Julia Wolff
Pressestimmen
Den Video-Prolog gibt es auf griechisch, aber dann geht es auf deutsch weiter. Der Tempel aus Bierkästen weist darauf hin, wo alles anfing. Die junge Eleni verlässt die Heimat und ihren Verlobten Stavros um der Cousine in Wuppertal zu helfen, die ein Kind erwartet. Dass sie 50 Jahre in dem "Regenloch" verbringen wird, ahnt sie noch nicht.
Wenn auch das Werk mit seinem variablen Bierkasten Mobiliar in der Regie von Jenke Nordalm durchaus wirklichkeitsnahe Milieuschilderungen mit starkem Lokalbezug im Stil der Volksstücke zeigt, ist es doch nur ein Bespiel dafür, wie es vielen Migranten seit den 60er Jahren in Deutschland ergangen ist.
Dimitris (großartig : Hans Richter) muss erfahren, wie es in der deutschen Fabrik zugeht. Wenn die Arbeitskollegen ihn zwingen zu tanzen, beißt er die Zähne zusammen und ballt die Fäuste in der Tasche. Auflehnung ist nicht das Ding der Zuwanderer. Selbst als Elenis Lieblings-"Enkel" Kostas Opfer eines fremdenfeindlichen Übergriffs wird, reagieren alle beschwichtigend. Nur Eleni ist verbittert: "Wir haben uns was vorgemacht, wir gehören nicht hierher."
Das Probleme bleiben, macht die finale Szene deutlich: der aus dem Off geschrieene Streit dreht sich um die Voruteile beider Seiten: Integration ist zwar im Alltag, aber nicht in allen Köpfen angekommen.
WZ 2. Mai 10
Autor Kai Schubert und Regisseurin Jenke Nordalm haben sich für die Recherchen zu "Eleni" auf die in Wuppertal lebenden griechischen Migranten gestützt und nicht mit Lokalkolorit gespart. doch das Stück könnte in jeder anderen deutschen Industriestadt spielen - und Italiener, Portugiesen oder Spanier zum Thema haben. Menschen eben, die in den 60er Jahren als Gastarbeiter kamen, nur einige Jahre Geld verdienen wollten, in der Fremde geblieben sind, hier ihre Kinder aufgezogen haben und in der dritten Generation fast in der neuen "Heimat" angekommen sind.
Eine deutsch-europäische Geschichte mit Tiefgang, von der Regie spannend und flott in Szene gesetzt, mit komischen, tragischen, lauten und leisen Momenten. Umgesetzt von einem ungemein spielfreudigen und homogenen Ensemble. Unbedingt hingehen.
Wuppertaler Rundschau 5. Mai 10
Das Bühnenbild - Bierkästen, die sich flexibel umgestalten lassen zu Wänden, Tischen und Betten, sind nicht nur eine spannende Idee, sondern vermitteln auch das Lebensgefühl vieler Migranten vor allem der ersten Generation: Wir kehren bald zurück in die Heimat. Typisch und doch nicht den Klischees entsprechend inszeniert Jenke Nordalm ein Stück Geschichte der Gegenwart - die Migration von Arbeitsmigranten in den 60er und frühen 70er Jahren.
Das Stück überzeugt mit seiner Darstellung der Lebensphasen einer jungen Frau, die sich aufgemacht hat in die Fremde und mit geradezu explosiven Szenen, in denen deutsche und griechische Deutsche/Wuppertaler mit unterschiedlichen Meinungen, Vorbehalten und Ängsten aneinander geraten.
Stadt Wuppertal, Ressort Zuwanderung und Integration 4. Mai 10