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Jenke Nordalm
Johannesstr.20
70176 Stuttgart

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Jeeps

von Nora Abdel-Maksoud

Theater Lübeck. Premiere 13.09.2004

Inszenierung: Jenke Nordalm

Bühne und Kostüm: Vesna Hiltmann

Video und Sounddesign: Ulf Steinhauer 

 Mit: Jan Byl, Astrid Färber, Lilly Grober, Heiner Kock

 

Pressestimmen

Angenommen, Vermögen würde über eine staatliche Lotterie vererbt: Was käme dabei heraus? Diese Frage stellt das Theater Lübeck in der ersten Schauspielpremiere der Saison. Das Ergebnis ist nicht beruhigend, aber unterhaltsam. Welcher ist der am wenigsten glamouröse Ort einer Stadt, das Finanzamt einmal ausgenommen? Klare Sache: das Jobcenter. Der Ort, der den Menschen und Bürger auf seine Grundbedürfnisse reduziert. Kaum etwas könnte absurder sein, als das Jobcenter zum Schauplatz einer Komödie zu machen oder gar zur Showbühne. Über der Bühne der Kammerspiele prangt das Wort "Jobcenter" als Schriftzug in altmodischer Nadeldrucker-Optik. Hinten glitzert ein Vorhang aus vulgärem Goldlametta. Vorn spielt sich ein Drama um Erbschaft, Kränkung, Gier und Bürokratie ab, eine Art doppelbödige Sozialkritik mit den Mitteln des Boulevardtheaters, ein Thriller mit Slapstick, effektvoll und witzig inszeniert von Jenke Nordalm. Der Text von Nora Abdel-Maksoud spielt raffiniert mit der Sprache und dem Habitus des liberalen Neo-Bürgertums, mit Lust an der Überzeichnung und Mut zum Klischee. Beides zeigen auch die Schauspielerinnen und Schauspieler. Auch ohne Zahlen dürfte jedem klar sein: Das Verbot, Vermögen zu vererben, wäre eine Revolution, ein Angriff auf zwei Säulen unserer Wirtschaft und Gesellschaft, nämlich das Eigentum und die Familie. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist: Erben zementiert die Ungleichheit über die Generationen hinweg. Es ist ungerecht. Gabor (Heiner Kock), die tragische Figur der Komödie, kommt aus kleinen Verhältnissen, hat sich tief verschuldet, um sich den Traum vom Geländewagen zu erfüllen. Heiner Kock trägt, wie alle Darsteller, dick auf -- was als Lob gemeint ist. Sein Gabor ist kindisch, wütend, trotzig. Ein Glanzlicht ist eine choreografierte Show-Einlage, in der Gabor zu 60er-Jahre-Fernsehmusik um die goldlackierte Lostrommel tanzt. Man muss ihn nicht mögen, aber man muss doch mit ihm fühlen. Er nimmt seinen Beruf ernst, und er spielt kein Spiel. Dafür bestrafen ihn die anderen mit Spott: die gebildete und frustrierte Maude (Astrid Färber), die gebildete und verzweifelte Bürgertochter Silke (Lilly Gropper) und der bigotte Zyniker Armin (Jan Byl). Und keiner, auch nicht Gabor, gehört zu denen, um die es doch eigentlich geht: denjenigen, die gar kein Geld und gar keinen Status haben. Auf der Bühne kommen sie nicht vor, da wird nur über sie geredet. Und im Publikum, da sitzen sie auch nicht.

Lübecker Nachrichten, 14. September 24