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Jenke Nordalm
Johannesstr.20
70176 Stuttgart

Kaspar Häuser Meer

von Felicia Zeller

Theater Rampe. Premiere 24.06.2009

 

Inszenierung Jenke Nordalm

Bühne und Kostüme Anja Maria Eisen

Mit: Eva Hosemann, Valerie oberhof, Petra Weimer

 

Pressestimmen

Die Autorin stellt diese Figuren unter theatralische Supervision: Ihre Art zu sprechen spiegelt  ihre ständig vom Abbruch und Misserfolg bedrohte Absicht zur Hilfe und Prävention. Ein unvollendeter Satz stapelt sich auf den nächsten, wie die imaginären Aktenberge im grün gestrichenen Amtscontainer von Anja Maria Eisens Bühneninstallation. Die hektische Betriebsamkeit, die sich auch in manisch gesteigertem Sprechtempo äußert, verdeckt jedoch nur die mit Routine gepaarte Hilf- und Trostlosigkeit der Sozialamts-Angestellten, in der sich wiederum die wüste Leere unserer Gesellschaft abbildet, mit deren "Fällen" sie zu tun haben. Was beim Lesen künstlich montiert wirkt, ist in Jenke Nordalms Inszenierung in der Rampe grotesk, skurril und auf sehr gutem schauspielerischen Niveau zu erleben. Da Felicia Zeller es trotz ihrer surrealen Sprachverkürzungen schafft, die drei Sozialamt-Schwestern individuell zu charakterisieren, kann Eva Hosemann als bossige Barabara ihre vulkanische Cholerik wie ihre Zusammenbrüche glaubhaft machen. Petra Weimer spielt ihre Sivia zwischen gutmütiger Schlampe und knurriger Falldompteuse, und Valerie Oberhof als frisch von der Fachhochschule eingestellte Anika gelingt der Balanceakt zwischen roboterhafter Datenspeicherung und persönlichem Stress als alleinerziehende Mutter bewundernswert.

Eßlinger Zeitung 28. Juni 09 

 

 Die Syntax ist so kaputt wie die Familien ihrer Klientel. Und nicht nur die Perücken von Barbara, Anika und Silvia wirken irgendwie heruntergekommen. Auch das Büro, mit Zetteln vollgemüllt, sieht am Ende aus wie eine Messiewohnung. Das Jugendamt wird mit seinen ausgelaugten Angestellten zur Metapher eines gesellschaftlichen Kliemas, in dem Eltern ihre Kinder grausam misshandeln oder verhungern lassen. Schreibtische ohne Monitor,  nur mit Tastatur, sind Dingsymbol bürointerner Blindheit. Bereits der abschüssige Boden von Anja Maria Eisens Bühne, auf dem die Bürostühle krachend nach unten rollen, deutet diese grundsätzliche Schieflage an.

Stuttgarter Zeitung 29. Juni 09

 

Zeller hat daraus ein theatralisches Feuerwerk geschaffen. Jenke Nordalm hat dieses für ihre Inszenierung im Theater Rampe bestens bewahrt. Eva Hosemann, Valerie Oberhof und Petra Weimer plappern unentwegt, als würden sie unter Strom stehen. Sie gehen lustvoll in die sprachlichen Wiederholungsschleifen genauso wie in die Auslassungen einiger Worte. Hier entsteht der Eindruck, als wäre René Pollesch bei Zeller in die Schule gegangen.  

Stuttgarter Nachrichten 26. Juni 09 

 

Zellers Momentaufnahmen geben ein plastisches Bild offenbar auch eingehender Recherchen. Jenke Nordalm hat ein feines Händchen dafür, wie man dieses Bild aufs Theater projiziert. Sie führt ihre drei so unterschiedlichen Schauspielerinnen auf dem schrägen Boden des kahlen, grün gestrichenen Bürokäfigs durch diese Geisterbahn deutscher Behördenmühlen und vollendet, was Zeller schon ausgezeichnet geschrieben hat.

Ludwigsburger Kreiszeitung 26. Juni 09