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Jenke Nordalm
Johannesstr.20
70176 Stuttgart

Die sexuellen Neurosen unserer Eltern

von Lukas Bärfuss

Theater Aachen. Premiere 30.05.2014

Inszenierung: Jenke Nordalm 

Bühne und Kostüm: Jelena Nagorni

Mit: Elke Borkenstein, Elisabeth Ebeling, Fredrik Jan Hofmann, Karsten Meyer, Nele Swanton, Benedikt Voellmy,Markus Weickert

 

Trailer 

  

Pressestimmen

Die extreme Wandlung der Dora inszeniert Regisseurin Jenke Nordalm mit viel Wortwitz und Feingefühl in der Kammer des Theaters Aachen. Bei der Premiere bleibt dem Publikum gleich mehrfach das Lachen im Halse stecken. Hauptfigur Dora ist "um ein Haar breit nur neben dieser Welt, und von ihr doch unüberwindlich getrennt". Das Wort "Behinderung" fällt in den 100 Minuten Spielzeit nicht. Nele Swanton verkörpert die Rolle der Dora überaus glaubhaft. Das Stück liefert keine Antworten darauf, was "richtig" oder "falsch" ist. Es wirft vielmehr die Frage auf, wie frei Andersartigkeit in unserer Gesellschaft gelebt werden darf. Ein kurzweiliges und aufrüttelndes Spiel, das mit großem Applaus belohnt wird.

Aachener Nachrichten 2. Juni 14

 

In 35 Szenen beschreibt er die Entwicklung des Teenagers Dora vom medikamentös ruhig gestellten Patienten mit einer nicht genau diagnostizierten Einschränkung der geistigen Beweglichkeit zum heranwachsenden Menschen, der seine Sexualität entdeckt. Und er skizziert die Reaktionen einer von Normen und Vorurteilen geprägten Gesellschaft. Es geht um Ängste, Ausflüchte, Ausgrenzungen und erotische Schieflagen. Die von Nele Swanton einfühlsam und anrührend gradlinig gezeichnete Figur des jungen Mädchens wird zur Projektion zahlreicher Verdrängungsmechanismen und Schuldgefühle der Erwachsenenwelt, die naturhaft bejahte Lust und ihre Spielarten ins Geheime verbannt hat. Dora darf nicht offen ausleben, was so unbändig in ihr nach Freiheit strebt. Doras unverblümte, naiv-lakonische Art, ihre totale Hingabe an die Leidenschaft beim heftigen und höchst animalischen Sex mit dem Reisenden, ihre ungefilterte Sicht der Dinge, ihr Glaube an die freie Wahl im Garten der Lust, ihre Echtheit und Arglosigkeit, lassen in ihrem Umfeld die Warnsirenen schrillen. Aus Fürsorge wird Übergriff. Doras Schwangerschaft führt zu Abtreibung und Zwangssterilisation. Die Regie von Jenke Nordalm verwebt geschickt Tragisches und Humoriges. Nichts wird plakativ überhöht, Emotionales nicht aufgedrängt, Kritik nicht eingefordert. Aber im Betrachter wachsen Befremden und Anteilnahme. Die Vielschichtigkeit des Spiels bei der in edler Einfalt fröhlichen Dora, bei ihrer euphorischen und gestressten Mutter, dem besorgten Vater, der an die Würde des Menschen glaubt, beim geschmeidigen Freund mit den speziellen Neigungen, dem breit lächelnden Gemüsehändler mit den nicht gelebten Wünschen, bei seiner starken Mutter und dem mit Macken behafteten Arzt schafft griffige Plastizität. Herzlicher Beifall für eine gute Inszenierung.

Grenzecho 3. Juni 14

 

Regisseurin Jenke Nordalm inszeniert mit sensiblem Sinn für die beobachtende, leicht satirische Haltung des Stücks. Es ist kein schwerblütiges Mitleidsdrama über Behinderte, sondern ein facettenreiches, teilweise komisches Sittengemälde über die unausgesprochenen Widersprüche einer oft nur scheinliberalen Gesellschaft.

WDR 5 SCALA 2. Juni 14 

 

Diese leicht parodistische Überspitzung der Figuren wird sehr gut umgesetzt, also eine schwarze Komödie mit Tiefgang. Das Aachener Ensemble spielt sehr schön, sehr sensibel zusammen. Es ist ein sehr homogenes Ensemble und im Mittelpunkt steht eine tolle Dora, die es ohne alle Übertreibung, ohne alle Klischees schafft, uns eine sehr blanke und letzten Endes sehr rätselhafte Figur vorzuführen. 

WDR 3 Bühne 1. Juni 14