Kontakt:

Jenke Nordalm
Johannesstr.20
70176 Stuttgart

  • Foto: Uwe Schinkel  » Click to zoom ->

    Foto: Uwe Schinkel

  • Foto: Uwe Schinkel  » Click to zoom ->

    Foto: Uwe Schinkel

  • Foto: Uwe Schinkel  » Click to zoom ->

    Foto: Uwe Schinkel

  • Foto: Uwe Schinkel  » Click to zoom ->

    Foto: Uwe Schinkel

  • Foto: Uwe Schinkel  » Click to zoom ->

    Foto: Uwe Schinkel

  • Foto: Uwe Schinkel  » Click to zoom ->

    Foto: Uwe Schinkel

  • Foto: Uwe Schinkel  » Click to zoom ->

    Foto: Uwe Schinkel

  • Foto: Uwe Schinkel  » Click to zoom ->

    Foto: Uwe Schinkel

  • Foto: Uwe Schinkel  » Click to zoom ->

    Foto: Uwe Schinkel

Ex. Mögen die Mitspieler platzen

von Gabriel Calderón

Wuppertaler Bühnen. Deutsche Erstaufführung 09.04.2022

Inszenierung: Jenke Nordalm

Bühne und Kostüm: Vesna Hiltmann 

Musik: Ulf Steinhauer

Mit: Silvia Munzón López, Julia Meier, Alexander Peiler, Konstantin Rickert, Yulia Yánez Schmidt, Stefan Walz, Kevin Wilke

 

Pressestimmen

Vier der sieben Figuren, die auf der von Vesna Hiltmann dezent, intelligent und sehr wandelbar gestalteten Bühne agieren, sind tot. Allerdings wissen diese Toten nichts von ihrem Tod. Calderón nimmt in dem Stück mit einer abenteuerlichen Handlungskonstruktion das finstere Kapitel der von 1973 bis 1984 andauernden Militärdiktatur in Uruguay in den Blick. Für die rasante Wuppertaler Inszenierung zeichnet Jenke Nordalm verantwortlich. Motor dessen, was passiert, ist die junge Ana: Sie will wissen, was in ihrem Land in der jüngsten Vergangenheit geschehen ist - und welche Rolle viele ihrer Familienmitglieder dabei gespielt haben. Aber: Die noch leben, schweigen - und die Toten reden nicht. Da kommt Anas Freund Tadeo ins Spiel: Der schwerstverliebte Nachwuchswissenschaftler konstruiert eine Zeitmaschine, holt Anas Großvater, Vater, Mutter und Onkel per "Kawumm" und Lichteffekten in die Gegenwart. Zu einer komödiantisch-gruseligen Familien-Weihnachtsfeier. Die lässt nicht nur den Zuschauern die Haare zu Berge stehen, sondern auch den Toten, als ihnen klar wird, dass sie erstens tot sind und zweitens, was hier gespielt wird... Das optimal aufgelegte Ensemble zieht alle Register der schrägen Groteske, feuert aus allen Rohren, spult - vom ebenfalls toten Moderator kommentiert - live vor und zurück in der Zeit und schält Schicht um Schicht der Vergangenheit ab. Bis zum Tohuwabohu-Ende, das es in sich hat und bei dem mindestens ein Spieß unerwarteterweise umgedreht wird. Als Moderator agiert Alexander Peiler, der zugleich der bereits tote politische Häftling José ist: ausgezeichnet, unverkrampft, stets auf den Punkt. Seinen (ebenfalls toten) Bruder Jorge (und Vater von Ana) spielt Konstantin Rickert: Voller Fragen, voller Überraschtheit, sprachgehemmt, was die Vergangenheit angeht. Und mit Alexander Peiler zusammen auf dem Tiefgang-Höhepunkt, als die Brüder ihre Zeit im Guerilla-Widerstand diskutieren. Komplett schräg, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, Silvia Munzón López als (tote) Ana-Mutter Graciela. Als habe man ihr Rückgrat, Hüften & Co. ausgesaugt, biegt sie sich zombie-weichkörperhaft und flucht in einer Dauerkanonade, die man auch im echten Leben selten bis nie erlebt... Über allem thront Stefan Walz, der (tote) Großvater von Ana. Sein Job während der Diktatur war es offenbar, als Arzt Folteropfer solange am Leben zu halten, bis sie reden. Auch eigen Familienmitglieder? Walz gibt diesen bösartigen, wütenden, zum Schluss dementen Patriarchen mit der Klaviatur von Verbissenheit, Verleugnung und Verdrängung. Ein tolles, intensives Hochgeschwindigkeits-Theaterexperiment.

Wuppertaler Rundschau, 23. April 22 

 

Schon Calderóns Konstruktion ist sehr speziell und funktioniert wie geschmiert. Der Inszenierung von Jenke Nordalm gelingt es obendrein, mit dem überaus animierten Wuppertaler Ensemble das extrem rasante Tempo der Geschichte beizubehalten. Schier zum schwindelig werden ist das.

Deutsche Bühne, 10. April 22 

 

Die Wahrheit ist ein rares und gefährdetes Gut.... Wer dennoch die Suche nach der Wahrheit nicht aufgeben will, muss mit vielen Hindernissen und dem Scheitern rechnen. Das erlebt auch  Ana, zentrale Figur in Calderóns Stück, als sie die Verstrickung der eigenen Familie in die uruguayische Militärdiktatur aufklären will... Weitere Erkenntnis: Das Wuppertaler Ensemble kann Komödie, kann Situationskomik, kann temporeiches Schauspiel...So ernst die Geschichte, sie humorvoll die Art und Weise, wie sie erzählt wird...schwungvoll, spannend und mit viel schwarzem Humor.

Westdeutsche Zeitung, 12. April 22 

 

Diese Inszenierung von Jenke Nordalm ist eine literarisch-dramaturgische Glanzleistung...Im Kern geht es um die Vergangenheitsbewältigung einer Familie, die im Bürgerkrieg ihres Landes durch Militärdiktatur und Folter schwer gelitten hat... "Schmerz ist dein Freund", heißt es im einem Dialog und später: "Die Ungerechtigkeit ist Teil der Gerechtigkeit". Es gibt vielfältige, auch philosophische Erklärungsansätze für das Schweigen. Die einen sagen, man müsse die Vergangenheit endlich ruhen lassen und sich um die aktuellen Probleme kümmern. Die anderen meinen, um das Heute zu verstehen und an einer Zukunft zu bauen, sollte man seine Vergangenheit kennen. "Es gibt so viele Wahrheiten wie Menschen" gelangt das Stück zu einer interessanten Erkenntnis. Vesna Hiltmanns schlichtes und funktionales Bühnenbild passt sich thematisch ebenso gut wie Ulf Steinhauers untermalende Muzik ein in dieses schnelle, anspruchsvolle Theaterstück.

Die Stadtzeitung - Das Wuppertaler Nachrichtenmagazin, 11. April 22.