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Jenke Nordalm
Johannesstr.20
70176 Stuttgart

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Toni Erdmann

von Maren Ade

WLB Esslingen. Premiere 08.12.2022

Inszenierung: Jenke Nordalm

Bühne und Kostüm: Vesna Hiltmann

Musik: Ulf Steinhauer

Mit: Kim Patrick Biele, Lothar Bobbe, Lily Frank, Gesine Hannemann, Oliver Moumouris, Reinhold Ohngemach, Martin Theuer, Elif Veyisoglu, Feline Zimmermann 

Pressestimmen

Die Kunst der Tragikomödie feiert Regisseurin Jenke Nordalm in ihrer Bühnenfassung von Maren Ades Filmhit "TONI ERDMANN" an der Esslinger Landesbühne. In schrillen, aber auch dunklen Tönen zeichnet die Regisseurin die ungewöhnliche Vater-Tochter-Beziehung nach. Mit dem Ensemble findet Nordalm eine eigene, leise Sprache für die unglaubliche Geschichte, in der es um die Unfähigkeit der Generationen geht, die jeweiligen Lebenswelten zu verstehen. In der Rolle des Vaters und ehemaligen Musiklehrers entfaltet Martin Theuer seine Komödienkunst. Die Rolle der Tochter interpretiert Lily Frank mit so viel Ironie, dass sie die hässlichen Seiten der Figur glatt vergessen macht. Wenn diese junge Frau am Ende mit den schiefen Zähnen eines Gebisses aus dem Scherzartikel-Laden allein auf der Bühne steht, lässt sie die ganze Einsamkeit der harten Yuppie-Frau spüren. Überzeugend entwickelt Jenke Nordalm im Bühnenraum von Vesna Hiltmann die Porträts zweier Generationen. Sie stürzt die Menschen in ein Wechselbad aus zerplatzten Träumen und erstickten Leidenschaften. Die elektronische Musik von Ulf Steinhauer entrückt das Spiel immer wieder in die Welt der Träume. Da steht der gnadenlose Geschäftsmann, dessen vermeintliche Autorität Oliver Moumouris gnadenlos demontiert, plötzlich nackt im Raum. Die heimlichen Fantasien der Anzugträger legt die Regie gnadenlos bloß. Klug lenkt die Regisseurin, deren Stärke in der Kunst der dunklen Komödie liegt, den Blick aber auch auf das erschreckende Menschenbild, auf das die junge Unternehmensberaterin ihre Karriere gründet. Gnadenlos unterdrückt Ines ihre Assistentin aus Rumänien, deren Hilflosigkeit Feline Zimmermann schonungslos zeigt. Selbst ihr Freund ist in Kim Patrick Bieles Interpretation nicht mehr als ein Spielball ihrer abartigen sexuellen Fantasien. Die brillanten Machtspiele, in die diese drei jungen Ensemblemitglieder sich immer wieder verstricken, machen neugierig auf ihre weitere Entwicklung. Als Ines mit ihrem Vater vor der Leinwand mit einem Foto verwüsteter Landschaften steht, lässt Nordalm die politischen Dimensionen durchscheinen. Im Road Trip des aufs Altengleis gestellten Musiklehrers entlädt sich der Schmerz eines Alt-68ers mit seinen hehren Idealen über die Kaltherzigkeit der eigenen Tochter. Dass sich die zwei wieder finden, ist schön. Toni Erdmanns Lebenslust macht die Welt ein kleines bisschen besser.

Stuttgarter Zeitung, 10. Dezember 2022