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Jenke Nordalm
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Klimatrilogie

von Thomas Köck

Wuppertaler Bühnen

Inszenierung: Jenke Nordalm

Bühne und Kostüm: Vesna Hiltmann

Sound: Ulf Steinhauer

Mit: Thomas Braus, Silvia Munzón López, Alexander Peiler, Lara Sienczak, Stefan Walz, Kevin Wilke

Pressestimmen

"Eine irre Reise" versprach das Schauspiel in der Vorankündigung von Thomas Köcks "Klimatrilogie". Die Inszenierung von Jenke Nordalm hat Wort gehalten. Fast drei Stunden dauert dieser Politik-Theater-Paukenschlag zum Spielzeitstart. Die Zeit vergeht wie im Flug. Die Ebenen von Ort, Zeit und Inhalt fließen nahtlos ineinander. Das klingt verwirrend, ist es aber nicht. Stets ist verständlich, was mit wem geschieht. Dem optimal aufeinander eingespielten Ensemble gelingt es, ein Ganzes zu präsentieren. Dieses Ganze ist packend - jedoch ohne Hoffnung. Die Menschen zerstören die Welt, und damit sich selbst. Sie wandern (aus) und sie flüchten. Aber sie kommen in kein Paradies. Dieses Stück ist politisch, plakativ, zynisch, galgenhumorig, intensiv, außerdem kostümtechnisch stark ausgestattet. Und ja, das ist "eine irre Reise".

Wuppertaler Rundschau, 6. September 23

 

"Wir rennen auf uns zu, um uns heillos zu verlaufen" ist einer der letzten Sätze an diesem Abend. Ausgefeilt, mächtig, symbolisch. Thomas Köcks "Klimatrilogie" nimmt sich nicht weniger als die ganze Welt vor, erklärt sie aus dem Gestern, führt sie vor. Ihre Komplexität, ihr Chaos, ihre Verflechtungen, die dem Morgen im Weg stehen. Im Zentrum zunächst die europäischen Weltverbesserer und die Globalisierungsgewinner, die stets aus wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen handeln. Die den Kapitalismus in die Welt tragen, der das Klima im doppelten Sinne zerstört. Die Sieger sind in Wahrheit Getriebene und Opfer. Der Mensch bekämpft die Natur und damit sich selbst. Am Samstag führte das Wuppertaler Schauspiel seine Version der Trilogie vor. Ein beeindruckendes und anspruchsvolles Erlebnis, das nachhallt. Köck behandelt auch nichts Neues. Aber: Er erzählt anders, aus anderer Perspektive, sprach- und bildgewaltig. Die "Klimatrilogie" erschlägt, will (zu) viel. Sie flutet das Gehirn mit Eindrücken, Themen, Menschen, vor allem aber mit Worten. Viele Worte, jedes einzelne ist intensiv durchdacht und gesetzt. Worte, die nicht verarbeitet werden können, weil sich bereits die nächste Formulierung darüber legt - wie die aktuelle Nachrichtenflut. Insofern ist jedes einzelne Stück der Klimatrilogie für sich das Stück zur schnelllebigen, überreizten Zeit. Ein Spiegel und eine Reflexion - inhaltlich und formal. Das Wuppertaler Ensemble zeigt eine solide, überzeugende Teamleistung, bewältigt die Wortkaskaden mit Bravour. Ist besonders stark im Chorsprech. Man merkt, dass ihm Köck liegt. Es agiert auf einer nicht zu überladenen, vor allem mit Symbolen arbeitenden Bühne. Sie ist nicht zu abstrakt und nicht zu konkret, was das Gezeigte nahbar macht und zugleich nicht zu viele Bilder vorgibt. Gleiches gilt für die ins Groteske überzogenen Kostüme. Sparsam ist auch der Einsatz der Musik, die vor allem Atmosphäre stützt, Wetter- und Kriegsgeräusche eingeschlossen. Am Ende ist der Besucher ermattet, aufgewühlt und nachdenklich. Die Menschen "sind schon 2000 Jahre unterwegs", und "wir wissen immer noch nicht, wo wir alle einmal hin wollten". Köck hält mit seiner Wortflut aus "aufgescheuchten Erinnerungen ohne Eigentümer, falsch erzählten Geschichten und längst vergessenen Möglichkeiten" dagegen. Und das ist gut so. Und für Schulklassen zu empfehlen.

WZ, 4. September 23 

 

Autor Thomas Köck lässt die Gedanken schweifen. Seine "Klimatrilogie" besteht aus assoziativen Texten voll sprudelnder Gedanken und sprachlicher Dichte, ja sogar Schönheit und Komik. Ein Textungetüm, aus dem sich jedes Theaterteam seine Spielfassung herausschlagen muss. Nicht selten gehen die Gedanken zu den Werken Elfriede Jelineks. Doch Köck schafft eine größere Stimmenvielfalt, bleibt bei einigen Monologen durchaus bei Figuren, in die man sich ansatzweise hineindenken kann. Das macht die Annäherung ein bisschen leichter. Natürlich gibt es Verbindungen. Der Kautschuk-Abbau und der Kolonialismus sind ein Grund für die Migration und Flucht unserer Gegenwart. Jenke Nordalm inszeniert eine Generalabrechnung mit der Menschheit. Eine Frau geht durch eine apokalyptische Vorstadt, durch Krieg und Gewitter. Die Szene wechselt in eine herrlich zynische Abrechnung mit der Welt der Kriegsfotografen. Für sie ist das Grauen und Leid vor allem Karrierebeschleuniger und Gelddruchmaschine. Chinesische Wanderarbeiter, die billige Klamotten herstellen, reisen nach Italien. Um dort festzustellen, dass sie dort genauso ausgebeutet werden und sie am Strand in der Nähe nicht baden dürfen, weil das Wasser verseucht ist. Das Finale gestaltet der hünenhafte Stefan Walz als uniformbehackter Rechtsdenker. Er will die Grenzen schließen und alle Fremden aussperren, dann wird alles wieder gut. Die "Klimatrilogie" in Wuppertal ist gut gespielt und technisch genau inszeniert, besonders gelingt die Verzahnung der Texte mit Soundscapes und musikalischen Zitaten, die von fern heranwehen.

Theater der Zeit, 4. September 23