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Jenke Nordalm
Johannesstr.20
70176 Stuttgart

Junkspace

von Kathrin Röggla

Düsseldorfer Schauspielhaus, Kleines Haus. Premiere 01.10.2006

Inszenierung Kranz/ Nordalm
Bühne und Kostüme Jutta Burkhardt

Mit: Rainer Galke, Denis Geyersbach, Marianne Hoika, Katherina Lange, Matthias Leja, Janina Sachau, Thiemo Schwarz

Sie heißen Schneider, Schmidt und Schulze. Sie stehen mitten im Berufsleben, fürchten die Entlassung oder haben ihren Job gerade verloren. Was sie zusammenführt: die Angst vorm Fliegen. Alle sind oder waren leitende Angestellte in großen Unternehmen, Controller, Programmierer, Personalmanager, anpassungsfreudig, leistungfähig, aufstiegswillig, bis eines Tages die Angst nicht mehr zu kaschieren ist: Herzrasen, Panikattacken, Lähmungserscheinungen, Leistungsabfall, Burnout, aus. Hier, in einem Flugangst-Seminar, erhoffen sie sich Hilfe:“störungsfrei sein, einfache durchgangsstation für reine leistung. produktion. effizienz...“

Pressestimmen

Im dynamischen Laufschritt, Anzug/Kostüm, Aktentasche, federn sie in einen unwirtlichen Raum zwischen Betonsäulen und Belüftungsschlauch. Flughafen-Anmutung auf der Bühne des Kleinen Hauses. Trainiert selbstbewusst ist das aufgesetzte Lächeln der vermeintlich Erfolgreichen. Programmierer, Personalchefin, Controller - die Entscheider der zweiten Reihe - und eine Praktikantin haben ein gemeinsames Rendezvous, weil sie ein gemeinsames Problem haben: sie funktionieren nicht mehr.
Hyperventilieren, Panikattacken, Kontrollsucht, Sprechblokaden, Burnout und der fatale Hang zur Katastrophe hindern sie daran, sich im Griff zu haben. Die Angst vorm Fliegen ist nur das Symptom grundsätzlicher (Versagens-)Ängste. Ein 900-Euro-Flugangstseminar soll sie verarzten.
Die Gesellschaft unter Dauerdruck, das ist das zeitgenössische Wespennest, in das Kathrin Röggla mit der deutschen Erstaufführung ihres "Junk Space"...präzise und ergiebig sticht.
Als starkes Typen-Spiel, mit durchweg ausgezeichneten Schauspielern und expressiver Körpersprache bringt das Regieteam Daniela Kranz und Jenke Nordalm die vom Berufsleben gebeutelten Schneider, Schmidt und Schulzes auf die Bühne. Ein akustisch über die Köpfe donnernder Jet durchschneidet den flott getakteten Szenen-Reigen dieser realen Welt des Absurden.
Erste Reaktionen auf den Seminarstoff des Psychologen kommen wie ein Schülertreffen bei Junkfood auf dem Pausenhof daher. Plötzliche Auf- und Ausbrüche wirken ebenso grotesk wie wahr, das Outen der Seelenlage zwischen Herzrasen und Lähmungserscheinungen, das ängstliche Schafherden-Zusammenrotten. ebenso wie das lästerliche Abgrenzen bestimmen die plastische Gruppendynamik.

NRZ  4.Oktober 06